Besuchen Sie unsere 3D-Galerie der Ausstellung "HÄUSER – HOUSES" hier:
Ausstellung
"Housing and houses in general are such an extraordinary,
potent subject at the moment, and everyone is interested in various aspects of it.
The topic ties into social issues and status anxiety, it brings up questions of relationships,
homelessness and housing prices, and I find those things fascinating."
Richard Woods
Christo & Jeanne-Claude
(Gabrowo 1935–2020 NY) (Casablanca 1935–2009 NY)
"Wrapped Reichstag" (Project for Berlin)
Platz der Republik, Reichstagplatz, Brandenburger Tor
Josef Albers
Christo & Jeanne-Claude
Peter Doig
Ralph Fleck
Tom Hammick
Patrick Hughes
José María Mellado
Joan Hernández Pijuan
Alex Katz
Imi Knoebel
Julian Opie
Mauricio Salcedo
Franziskus Wendels
Tom Wesselmann
Richard Woods
Zur Eröffnung am Mittwoch, den 22. Juni 2022
um 18.30 Uhr laden wir Sie und Ihre Freunde herzlich ein.
Es spricht:
Domkapitular Dr. Dominik Meiering,
Leitender Pfarrer in der Kölner Innenstadt
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit 108 Seiten.
Für den Betrag von à Euro 10 senden wir Ihnen den Katalog im Inland gerne zu.
Der Katalog ist ebenfalls in der Galerie Boisserée erhältlich.
Außerdem haben Sie hier auch die Möglichkeit den
Katalog als PDF virtuell durchzublättern.
Alex Katz
(geb. 1927 Brooklyn, NY)
"Reflection 2"
farbiger Pigmentdruck 2021
119 x 100 cm
sign. num. dat.
Auflage 100 Exemplare
[26273]
Julian Opie
(geb. 1958 in London)
"French Village 1."
aus "French Villages."
Inkjet auf Dibond montiert 2021
153,8 x 227,9 cm x 5 cm, Abb. 128,3 x 202,7 cm
sign. num. dat. bet.
Auflage 14 Exemplare
[26127]
Julian Opie
(geb. 1958 in London)
"Bastide 2."
aus "Bastide."
3D-gedruckte Skulptur, montiert auf weißen Coriansockel 2021
"HÄUSER – HOUSES"
Die Galerie Boisserée freut sich auf eine spannende Ausstellung zu einem vielbeachteten Thema. Die Darstellung von Häusern, von Architektur ist seit
dem 16. Jahrhundert eine eigenständige Ausdrucksform in der Malerei. Dienten Architekturdarstellungen vorher vor allem als Möglichkeit, den Raum zu
definieren und zur Darstellung von Perspektive und Tiefenräumlichkeit im Bild, so erlangte die reine Architekturmalerei als selbstständiges Sujet
eine eigene Inhaltlichkeit. Es geht um das malerische Abbild realer oder idealer Baukunst.
Die Faszination an dieser Darstellungsform blieb über die Jahrhunderte ungebrochen und somit sind Häuser und Bauwerke auch in der zeitgenössischen
Kunst ein wichtiger Bildinhalt. In der Ausstellung werden sich klassische Positionen von Joan Hernández Pijuan oder Tom Wesselmann mit modernen Interpretationen
von Peter Doig oder Alex Katz treffen. Genauso werden auch Arbeiten von Christo & Jeanne-Claude zu sehen sein, die durch ihre Verhüllung zunächst
das Gegenteil von Architekturdarstellungen zeigen, jedoch somit umso mehr auf das Gebäude aufmerksam machen. Arbeiten von Tom Hammick, Mauricio Salcedo
oder Franziskus Wendels geben sehr unterschiedliche, zeitgenössische Impulse. Bei Ralph Fleck und Patrick Hughes dienen die dargestellten Häuser
vor allem einem künstlerischen Zweck. Während Fleck von der Malerei ausgehend bei der schlussendlichen Bildform angelangt, nutzt Hughes die
Häuser für seine bewegungsreichen Arbeiten. Auch von Josef Albers und von Imi Knoebel finden sich Exponate in der Ausstellung, die zeigen, wie weitreichend
die Darstellung eines Hauses in Abstraktion aufgelöst werden kann. Um das reale Haus, als ein von Menschenhand geschaffenes Konstrukt in der Natur geht es
in den Fotographien von José María Mellado während Julian Opie Anklänge an die Computeranimation für seine Sichtweise auf Architektur nutzt.
Richard Woods, in dessen Werk das Haus ein zentrales Motiv ist, spricht damit auch aktuelle soziale Realitäten an.
Allein die Zahl der beteiligten Künstler wie auch die künstlerische wie inhaltliche Vielfalt ihrer Beschäftigung mit dem Thema und dem Motiv "Haus"
lässt beim Besuch der Ausstellung staunen. Konzentrierte sich die Architekturmalerei in den ersten Jahrhunderten ihrer Genese vor allem auf Portraits von
Bauwerken und auf die Vermittlung ihrer Bedeutung, so wurden die Häuser vor allem seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zum Schauplatz für
den Ausdruck von Emotionen und Szenarien sowie Mittel zur kritischen Auseinandersetzung mit den Daseinsformen des Menschen.
Die Ausstellung ist vom 22. Juni bis zum 13. August 2022 in der Galerie Boisserée zu sehen. Die Eröffnung findet statt am 22. Juni 2022, ab 18.30 Uhr.
Einführende Rede von Domkapitular Dr. Dominik Meiering.
Josef und Anni Albers besuchten ab 1935 mehrfach Mexiko.
Sein Erleben des dynamischen und abstrakten Formenvokabulars der Bauwerke dort zeigte sich bald in bewegungsreicheren Arrangements in seiner bisher strengen Farbtheorie.
Besonders die schlichten, doch starkfarbig bemalten Häuser in Mexiko wurden zu wichtigen Impulsgebern.
Josef Albers
(Bottrop 1888 - 1976 New Haven/Connecticut)
"Formulation : Articulation"
Zweibändiges Mappenwerk mit jeweils 33 Siebdrucken 1972
"Er [Christo] versieht stabile Gebäude und Bauwerke mit einer ephemeren Stoffwand und bringt auf diese Art und Weise ins Gespräch, was dahinter ist.
Wie stabil ist denn das, was dahinter ist, wofür wurde das da gebaut? Das ist ein Blick hinter den Vorhang dessen, was das Haus symbolisiert oder darstellt."
(Zitat von Dominik Meiering aus dem Interview).
Christo & Jeanne-Claude
(Gabrowo 1935–2020 NY) (Casablanca 1935–2009 NY)
"Wrapped Reichstag" (Project for Berlin)
Platz der Republik, Reichstagplatz, Brandenburger Tor
In seiner Arbeit "Haus der Bilder" nimmt Peter Doig direkten Bezug auf die Kunstgalerie "Haus der Bilder" in der Wiener Breite Gasse, welche dem Sammler-
und Galeristenpaar Margarete und Helmut Klewan gehörte.
Das Bild weckt eine gewisse Nostalgie beim Betrachter, wohl auch deshalb, weil es für Doig selbst eine Erinnerung an jenes Gebäude ist,
das er bei einem Wien-Besuch entdeckte und fotografierte. Das später entstandene Bild ist Erinnerung an das Haus selbst sowie an die Kunstgalerie, welche heute nicht mehr existiert.
Das Bildthema Haus konzentriert sich in den Werken von Ralph Fleck in seinen Stadtansichten.
Dabei geht es ihm nicht vordergründig um die Darstellung von Häusern oder Städten, vielmehr entwickeln sich seine Motive aus der reinen Malerei heraus.
Erst durch die Strukturierung der Farbe auf der Leinwand und wahrscheinlich ganz zuletzt erst im Auge des Betrachters wird die Malerei zur Stadtlandschaft oder Hausansicht.
Häuser sind oft gesehene Protagonisten in Hammicks Bildwelten.
Immer wieder ist es sein eigenes Studio, in das er selbst als Betrachter hineinsieht, meist in der Nacht, die Zeit, in der er am produktivsten ist.
Die anderen Häuser sind Schauplatz von eigenen und fremden Erlebnissen oder Szenerien, die Hammick, inspiriert von Musik oder Filmen, erschafft.
In einigen Arbeiten bieten seine Häuser Schutz, in anderen sind sie reine Fassade, wie Filmkulissen.
Das Haus ist für Pijuan ein Teil der Landschaft, die er in jeder seiner Arbeiten darstellt.
Die sowohl raue, aber auch bearbeitete Natur ist für ihn von selbem Interesse, sodass die Häuser als den Bäumen gleichwertige Elemente seine Landschaftsansichten besiedeln.
Das Haus, zumeist in Form des venezianischen Palazzos, ist für Hughes Mittel zum Zweck.
Die Palazzi eignen sich hervorragend als zentrales Motiv seiner umgekehrten Perspektiven und lassen sich so bestmöglich "in Bewegung" setzten.
Patrick Hughes
(geb. 1939 Birmingham)
"Sterling Silver"
Malerei auf dreidimensionalem Objekt 2021
69 x 84 cm x 20 cm
sign. dat. bet.
[26160]
Patrick Hughes
(geb. 1939 Birmingham)
"Venetia"
Dreidimensionales Multiple mit Archival Inkjet von Hand übergangen 2021
Ab Sommer 1949 besuchte Katz die Skowhegan School of Painting and Sculpture in Madison im Bundesstaat Maine.
Seither verbindet ihn vieles mit Maine, vor allem sein am Wasser gelegenes Studio in Lincolnville, wo er seit 1954 in den Sommermonaten lebt
und arbeitet und wo die meisten seiner Landschaftsbilder entstehen.
Knoebels Werk zeichnet sich aus durch den vollständigen Verzicht auf Gegenständlichkeit.
In "Una's Haus" hingegen zeigt er ein Haus, das an eine Kinderzeichnung erinnert und somit eine Hommage an seine Enkelin Una ist.
Das Haus ist in Mellados Landschaftsfotographien das Symbol für die von Menschenhand gestaltete Landschaft, die er mit der unberührten Natur in Kontrast bringt.
Unwirkliche, verlassene Gebäude, die deutlich machen, mit welcher Kraft die Natur den ihr abgerungenen Raum zurückholen kann.
Wie für alle seine stark reduzierten Motive basieren auch Opies Architekturdarstellungen auf realen Vorbildern.
Die von ihm entdeckten Häuser oder Orte werden zu Zeichen für das reale Objekt.
Trotz eines gewissen Abstraktionsgrades bleibt dem Betrachter das Gefühl, er könne diese Orte betreten.
In den "French Villages" verschmilzt diese Realität mit einer neuen Ästhetik von animierten Computerspielen oder Virtual Reality, die gleichzeitig
an die surrealen Stadtansichten de Chiricos erinnern.
Julian Opie
(geb. 1958 in London)
"Apartments."
Serie von 12 Farbholzschnitten 2021
variabel x variabel cm
sign. num.
Auflage 20 Exemplare
[26131]
Julian Opie
(geb. 1958 in London)
"Bastide."
Serie von 4 3D-gedruckten Skulpturen auf weißen Coriansockeln 2021
25,7 x 29,7 cm x 29,5 cm
sign. num. dat. bet.
Auflage 20 Exemplare
[26286]
Julian Opie
(geb. 1958 in London)
"Bastide 1."
aus "Bastide."
3D-gedruckte Skulptur, montiert auf weißen Coriansockel 2021
25,7 x 29,7 cm x 29,5 cm
sign. num. dat. bet.
Auflage 20 Exemplare
[26471]
Julian Opie
(geb. 1958 in London)
"Bastide 2."
aus "Bastide."
3D-gedruckte Skulptur, montiert auf weißen Coriansockel 2021
25,7 x 29,7 cm x 29,5 cm
sign. num. dat. bet.
Auflage 20 Exemplare
[26472]
Julian Opie
(geb. 1958 in London)
"Bastide 2."
aus "Bastide."
3D-gedruckte Skulptur, montiert auf weißen Coriansockel 2021
25,7 x 29,7 cm x 29,5 cm
sign. num. dat. bet.
Auflage 20 Exemplare
[26472]
Julian Opie
(geb. 1958 in London)
"Bastide 3."
aus "Bastide."
3D-gedruckte Skulptur, montiert auf weißen Coriansockel 2021
25,7 x 29,7 cm x 29,5 cm
sign. num. dat. bet.
Auflage 20 Exemplare
[26473]
Julian Opie
(geb. 1958 in London)
"Bastide 4."
aus "Bastide."
3D-gedruckte Skulptur, montiert auf weißen Coriansockel 2021
Salcedo thematisiert in seinen Skulpturen eine große Ambivalenz.
In seiner Heimatstadt Bogotá bauen die Menschen oftmals selbstbestimmt, indem sie ihr Zuhause auf eigene Faust durch An- oder Aufbauten erweitern.
Frei von Baugenehmigungen und nicht immer unter Berücksichtigung statischer Gesetzmäßigkeiten, bergen diese Gebäude eine gewisse Gefahr
und Schönheit zugleich. Seine neue Reihe "Semi-detached Architecture" thematisiert darüber hinaus auch das Thema der Nachbarschaft.
In den Arbeiten von Franziskus Wendels ist das Haus ein Auslöser von Emotionen und Assoziationen.
Nicht die Architektur selbst ist bildrelevant, sondern das, was wir in ihrer Betrachtung empfinden.
Die Erfahrungen vor den Gemälden sind dabei höchst individuell und erzeugen oftmals das Gefühl, schon selbst an ähnlichen Orten
und in ähnlichen Situationen gewesen zu sein.
Franziskus Wendels
(geb. 1960 Daun/Eifel)
"The Party Is Over 1"
Mischtechnik auf Leinwand 2012
120 x 120 cm
sign. dat. bet.
[22483]
Franziskus Wendels
(geb. 1960 Daun/Eifel)
"Early Bird 3"
Mischtechnik auf Leinwand 2015
100 x 80 cm
sign. dat. bet.
[22511]
Franziskus Wendels
(geb. 1960 Daun/Eifel)
"The Long Goodbye 7"
Mischtechnik auf Leinwand 2015
120 x 160 cm
sign. dat. bet.
[22641]
Franziskus Wendels
(geb. 1960 Daun/Eifel)
"Visite 4 (Casus)"
Mischtechnik auf Leinwand 2015
50 x 70 cm
sign. dat. bet.
[26506]
Franziskus Wendels
(geb. 1960 Daun/Eifel)
"Come along 1"
Mischtechnik auf Leinwand 2016
70 x 50 cm
sign. dat. bet.
[26503]
Franziskus Wendels
(geb. 1960 Daun/Eifel)
"Heimelich 3"
Mischtechnik auf Leinwand 2016
30 x 30 cm
sign. dat. bet.
[26504]
Franziskus Wendels
(geb. 1960 Daun/Eifel)
"Heimelich 5"
Mischtechnik auf Leinwand 2016
30 x 30 cm
sign. dat. bet.
[25579]
Franziskus Wendels
(geb. 1960 Daun/Eifel)
"Goldener Schnitt 2"
Mischtechnik auf Leinwand 2018
80 x 100 cm
sign. dat. bet.
[26502]
TOM WESSELMANN
Mit seinem zunehmenden Interesse an der Landschaftsmalerei, hielten auch Häuser oder Darstellungen von Dörfern Einzug in Wesselmanns Bildwelten.
Die Ansichten von Dörfern oder abgelegenen Häusern am Waldrand haben keine realen Vorbilder, sondern sind Abbilder einer idealisierten Vorstellung
malerischer Orte. So verleiht er auch den Landschafts- oder Hausansichten seine typische Handschrift.
Tom Wesselmann
(Cincinnati 1931 - 2004 New York)
"House and barn in the distance"
Farbsiebdruck 1991
76,2 x 98 cm, Abb. 50,8 x 82,6 cm
sign. num.
Auflage 112 Exemplare
[26293]
RICHARD WOODS
Richard Woods bindet in seine Arbeiten eine Ästhetik aus formenreichen starkfarbigen Mustern ein.
Entweder gestaltet er so bereits bestehende Häuser innen und außen, oder fertigt selbst stark stilisierte Häuser als Skulpturen sowie in graphischen Arbeiten an.
In seiner Serie "Dream Homes" thematisiert er den Kult um das zweite Zuhause. Mehr Arbeit, um es sich leisten zu können geht mit weniger Freizeit, die man dort verbringen könnte, einher.
So bleibt das zweite Zuhause mehr Traum aus dem Immobilienprospekt, als realer Ort der Erholung.
Richard Woods
(geb. 1966 Chester, England)
"House on it's side"
Acryl auf Birken-Schichtholz 2017
118 x 44 cm x 38 cm
sign. dat. bet.
[26505]
Richard Woods
(geb. 1966 Chester, England)
"Bright and airy feel"
aus der Serie "Dream Homes"
Farbsiebdruck mit Holzschnitt (Prägung) auf Papier 2018
64,2 x 86,2 cm, Abb. 64,2 x 86,2 cm
sign. num. dat.
Auflage 30 Exemplare
[26512]
Richard Woods
(geb. 1966 Chester, England)
"Delightfully landscaped gardens"
aus der Serie "Dream Homes"
Farbsiebdruck mit Holzschnitt (Prägung) auf Papier 2018
64,2 x 86,2 cm, Abb. 46,4 x 86,2 cm
sign. num. dat.
Auflage 30 Exemplare
[26510]
Richard Woods
(geb. 1966 Chester, England)
"Lovely secluded garden"
aus der Serie "Dream Homes"
Farbsiebdruck mit Holzschnitt (Prägung) auf Papier 2018
64,2 x 86,2 cm, Abb. 49,1 x 78 cm
sign. num. dat.
Auflage 30 Exemplare
[26511]
Richard Woods
(geb. 1966 Chester, England)
"Mature Garden"
aus der Serie "Dream Homes"
Farbsiebdruck mit Holzschnitt (Prägung) auf Papier 2018
64,2 x 86,2 cm, Abb. 58 x 86,2 cm
sign. num. dat.
Auflage 30 Exemplare
[26513]
Richard Woods
(geb. 1966 Chester, England)
"Outstanding sea views"
aus der Serie "Dream Homes"
Farbsiebdruck mit Holzschnitt (Prägung) auf Papier 2018
64,2 x 86,2 cm, Abb. 47,4 x 86,2 cm
sign. num. dat.
Auflage 30 Exemplare
[26508]
Richard Woods
(geb. 1966 Chester, England)
"Potential to convert"
aus der Serie "Dream Homes"
Farbsiebdruck mit Holzschnitt (Prägung) auf Papier 2018
64,2 x 86,2 cm, Abb. 58,5 x 78,5 cm
sign. num. dat.
Auflage 30 Exemplare
[26509]
Richard Woods
(geb. 1966 Chester, England)
"Sought-after location"
aus der Serie "Dream Homes"
Farbsiebdruck mit Holzschnitt (Prägung) auf Papier 2018
64,2 x 86,2 cm, Abb. 51,8 x 86,2 cm
sign. num. dat.
Auflage 30 Exemplare
[26514]
Richard Woods
(geb. 1966 Chester, England)
"Tastefully modernised"
aus der Serie "Dream Homes"
Farbsiebdruck mit Holzschnitt (Prägung) auf Papier 2018
64,2 x 86,2 cm, Abb. 55,5 x 86,2 cm
sign. num. dat.
Auflage 30 Exemplare
[26507]
"HÄUSER – HOUSES"
Interview Domkapitular Dr. Dominik Meiering mit Dr. Antonia Talmann-Lindner, Galerie Boisserée
zur Ausstellung "HÄUSER – HOUSES", Galerie Boisserée
Talmann-Lindner - Li: Lieber Herr Meiering, schön, dass Sie da sind, um mit mir über unser Ausstellungsthema "Häuser – Houses" zu sprechen. Mit Blick auf
die Künstler, deren Werke wir in der Ausstellung zeigen, fällt auf, dass sich sehr unterschiedliche künstlerische Positionen treffen, die auf höchst
unterschiedliche Weise das Sujet "Haus" thematisieren. Oftmals gar nicht vordergründig, dennoch wird das Haus als Bildmotiv zu einem gemeinsamen Nenner aller Künstler.
Ganz bewusst stehen in der Ausstellung frühere Werke den jüngeren Arbeiten gegenüber, klassische Positionen der Kunstgeschichte treffen auf zeitgenössische Kunst.
Das haben wir ganz bewusst im Kontext miteinander gebracht, um zu visualisieren, wie sich das Thema "Haus" in unterschiedlichen künstlerischen Stilen, Werken und Dekaden immer
wieder findet. Es war und ist ein relevantes künstlerisches Thema. In der Ausstellung sind Häuser in Verbindung mit Landschaft, mit Stadtlandschaft, aber auch als
alleiniges Bildmotiv zu sehen. Genauso wird das Haus zum Schauplatz für Wahrnehmungen, für Gefühle. So machen die Gemälde von Franziskus Wendels oder die
Holzschnitte von Tom Hammick den Betrachter in gewisser Weise zum Voyeur. Wir schauen die dargestellten Häuser an und können teilweise von außen in die Häuser
hineinsehen und nehmen dabei unterschiedliche Stimmungen und Sehnsüchte wahr, einerseits vom Bildmotiv ausgehend, andererseits aus uns selbst heraus in dem Moment des Betrachtens.
Gibt es generell eine neue Rückbesinnung auf das Haus, eine Sehnsucht nach dem Zuhause?
Dominik Meiering - Mei: Liebe Frau Talmann-Lindner, zunächst einmal möchte ich mich bedanken, dass ich hier einen kleinen Beitrag zu Ihrer Präsentation leisten darf.
Ich habe mich sehr über Ihre Anfrage gefreut. Denn das Thema "HÄUSER – HOUSES" ist für mich als Theologe, Kunsthistoriker und Philosoph natürlich hochspannend,
es ist ein Grundthema menschlichen Daseins.
"Sage mir, wo du wohnst, und ich sage Dir, wer du bist!" Das Haus ist eine Hülle des Menschen, so wie die Kleidung. Ob ich in einer Wohnung oder einem Haus, in der Stadt oder
auf dem Land lebe, das definiert ja schon zu einem gewissen Grad meine Person. Und mich wundert es daher nicht, dass "HÄUSER – HOUSES" so ein riesiges künstlerisches
Thema ist. Denn mit dem Haus stehen wir am Anfang der Zivilisation des Menschen. Die beginnt vor 40.000 Jahren in dem Augenblick, in sich unser Vorfahre in der Höhle einen
sicheren Zufluchtsort sucht, wo er ein Feuer macht, schläft, kocht und isst, wo er die Wand bemalt und sich einrichtet. Inklusive den Malereien an den Höhlenwänden,
dem Anfang des künstlerisch-kreativen Selbstausdrucks. Das ist der Augenblick, in dem der Mensch sich verortet, das ist der Augenblick, in dem er kulturschaffend wird. Und
deshalb ist der vom Menschen selbst gestaltete Lebens- und Ruheort wesentlicher Ort und Ausdruck seiner Existenz.
Es geht wahrscheinlich allen Menschen ähnlich: Es gibt viele andere Orte, wo wir arbeiten, leben, unsere Freizeit verbringen, uns zuhause fühlen. Und dabei ist das Haus
das wichtigste Synonym für die eigene Verortung der Existenz. Aber auch die Landschaft kann ein Ort sein. Dieser Baum, jenes Seeufer können Verortungen sein. Und die
HÄUSER sind ja auch nicht ortlos, sie verbinden sich oft mit einer Landschaft, einem Kontext. Auch das gehört zur Behausung des Menschen hinzu.
Hierzu gibt es übrigens eine wunderbare biblische Erzählung. Da geht es um die menschlich-kreative Definition eines heiligen, besonderen Ortes. Die Geschichte von Jakobs
Gotteskampf ist eine Urgeschichte, eine archaische Erzählung, die deutlich macht, dass wir ohne Verortungen nicht sein können. Das Ganze spielt vor 3000 Jahren, in der
nomadischen Zeit des Volkes Israel, von dem das Alte Testament erzählt, als Jakob die Erfahrung der Begegnung mit Gott macht. Jakob schlägt sich mit Gott, der ihn herausfordert,
neue Wege zu gehen. Und er kann und will dieses Ereignis und diesen Ort nicht vergessen. Deshalb nimmt er einen Stein, gießt Öl darüber, in Erinnerung daran, dass dieses
Ereignis hier stattgefunden hat. Kostbares Öl als heiliges Zeichen. So markiert er einen Ort, der wesentlich ist, der bedeutungsschwanger ist. Und so gibt es noch viel mehr definierte
Orte, aufgeladen mit Bedeutung und Kraft. Übrigens gibt es auch bewegliche Orte, wie das Zelt Gottes. Denn in dem werden die Gesetzestafeln aufbewahrt, die Mose von Gott auf dem
Berg Horeb empfangen hat. Und in dieser nomadischen Zivilisation des Hauses Israel wird das Zelt Gottes überall hin mitgenommen.
Li: Also ist das selbst gestaltete Haus ein wesentlicher Ort menschlicher Existenz. Wenn Sie sich die Bilder unserer Ausstellung anschauen, dann sieht man nicht nur Häuser von
außen. Man kann offensichtlich auch in diese so wichtigen Orte hineinsehen. Das ist hochspannend, da wir an etwas teilhaben, was uns eigentlich verborgen bleiben sollte.
Was verspüren Sie vor diesen Bildern der Häuser, die uns Einblicke erlauben?
Mei: Das gehört zu jedem Haus. Die Abgrenzung und Begrenzung nach außen und die Geborgenheit und Intimität nach innen. Das sind zwei Seiten derselben Medaille.
Was wird abgegrenzt, wo bekomme ich einen Blick in das Verborgene. Für mich bringt diesen Schwebezustand keiner so ins Gespräch wie Christo (Kat.Nr. 2 fff). Er versieht
stabile Gebäude und Bauwerke mit einer ephemeren Stoffwand und bringt auf diese Art und Weise ins Gespräch, was denn dahinter ist. Wie stabil ist denn das, was dahinter
ist, wofür wurde das da gerade gebaut? Das ist ein Blick hinter den Vorhang dessen, was das Haus symbolisiert oder darstellt.
Oder, wenn ich an die Arbeiten von Franziskus Wendels (Kat.Nr. 68 fff) denke, die Art und Weise, wie er uns um Ecken schauen lässt, oder wie er einzelne Wände oder
Situationen beleuchtet, auch mit dieser Unschärfe, die damit verbunden ist. Dann haben wir hier das Gleiche. Man bekommt einen Einblick, da ist die Chance, etwas zu sehen,
aber wenn ich mich konzentriere und versuche, es zu sehen, bleib ich trotzdem außen vor. Es ist also niemals so, dass ich ganz drin bin, sondern ich bleibe, selbst wenn ich
von außen hineinschaue, immer noch getrennt von dieser Wirklichkeit des Inneren, weil das Haus von seiner Grundanlage her gesehen einfach etwas ist, was unzugänglich bleibt.
Im Letzten ist es der andere Mensch, dessen Hülle sich entfaltet.
Li: Sie haben mit Christo bereits das Thema Verhüllung angesprochen. Fast allen Gebäuden messen wir eine gewisse Bedeutung bei. Durch die Verhüllung möchte
man dahinter sehen, die Funktion des Gebäudes wahrnehmen. Aber rückt durch das Verhüllen auch das eigentliche Bauwerk in seiner Form, in seiner baulichen
Ästhetik stärker in den Vordergrund, frei von der Funktion?
Mei: Ich glaube nicht, dass das voneinander zu trennen ist. Form und Funktion sind auch bei Christo untrennbar. Denn in seinen Planungen hat Christo immer gesagt, dass
er gerne ein Parlament, ein Kunstmuseum usw. verhüllen möchte. Er hatte eine genaue Vorstellung davon, was das für ein Objekt ist und von der Funktion.
Natürlich verbindet sich das bei ihm auch mit der Architekturform oder der Ästhetik dieses Ortes, da kommt auch nicht jeder Ort infrage.
Form und Funktion gehören zusammen und üben gemeinsam ihre Anziehungskraft aus. Ich mag dieses Bild von Ralph Fleck mit den Strandkörben (Kat.Nr. 12).
Der Strandurlauber nimmt sich einen Strandkorb, um am Wasser einen sicheren Ort zu haben; nicht nur so ein Handtuch, das sofort verweht werden kann. Mit dem Strandkorb hat
er einen bezahlten Ort, wo die eigenen Sachen und die Liebsten sicher sind, wo man sie wieder findet und wo man sich beheimatet für eine temporäre Zeit.
Jedes Haus, jeder Ort bildet sich aus einer Mischung von Funktion, Ästhetik, Sicherheit, Beheimatung, Offenheit nach außen usw., das ist eine komplizierte Gemengelage.
Das geht eben nicht ohne einen definierten Ort, nicht ohne das Haus. Es gibt ja diesen berühmten Buchtitel von Christa Wolf "Kein Ort. Nirgends. " Und das ist die große
Crux, die große Herausforderung für das Menschsein. Der Mensch will sich immer verorten. Aber das gelingt eben nicht dauerhaft. Und am Ende ist das eine Frage der Conditio humana.
Als Theologe ist mir klar: Du wirst in dein Elternhaus hinein geboren, aber am Ende stirbst Du, man weiß nicht wo, vielleicht an einem ganz anderen Ort. Sei es in der
geriatrischen Abteilung, im Altenheim oder ich weiß nicht wo. Zwischendurch warst Du an vielen anderen neuen Orten. In der Sprache der Bibel ist das ganz klar. Auf Erden haben
wir nur ein Zelt, dann aber werden wir ein ewiges Haus im Himmel haben. Alle Häuser, die wir hier haben, haben eigentlich einen Zeltcharakter. Wir bauen etwas auf, aber wir
wissen auch: Das werden wir nicht auf ewig beleben, das werden wir hinter uns lassen. Und gleichzeitig hoffen wir darauf – bewusst oder unbewusst – irgendwann einen Ort
zu haben, an dem wir dauerhaft sein können, so wie wir sind.
Li: Dann sind doch Tom Hammicks Arbeiten die Visualisierung der Vorstellung des so gedachten temporären Zeltes auf Erden. Beispielsweise die Arbeit "The Crossing" (Kat.Nr. 19),
die ein temporär aufgeschlagenes Zelt zeigt.
Mei: Hammick schafft Räume als Beheimatung im Nirgendwo. Manchmal bekommt man so eine Idee davon, wo das Ganze sich ereignen könnte, aber es steht zu unverbunden nebeneinander,
und es ist so wunderbar irreal. Die Frage, die sich mir angesichts seiner Arbeiten stellt, ist: Sind solche Orte eigentlich denkbar? Und sie sind es nicht? Und damit stellt er eigentlich
alle Orte und Häuser und Zelte dieser Welt als Beheimatungen in Frage.
Li: Hammicks Häuser sind meist sehr einfache Konstrukte, entweder wirklich nur ein Zelt oder ein einfach konstruiertes Haus. Doch darin finden oftmals große Szenerien statt.
Oder – im übertragenen Sinn – das wirkliche Leben (Kat.Nr. 20).
Sie haben vorhin gesagt, Ralph Fleck setzt uns in den sicheren Strandkorb, wie in der großformatigen Arbeit "Strand" gut zu sehen. Daneben stehen seine Stadtansichten, mit
vielfältigen Gebäuden, es sind ja immer Häuser, die dann die Stadtlandschaft bilden. Julian Opie, der ein Ferienhaus in Südfrankreich hat, zeigt uns in seinen
Arbeiten das französische Dorf. Lösen Häuser, lösen Bauwerke Erinnerungen und Sehnsüchte an Orte aus, die man kennt oder die man kennen lernen möchte?
Mei: Also bei mir ist das sofort so! Wenn ich das Rom-Bild (Kat.Nr. 11) von Ralph Fleck mit dem Pantheon sehe, da entsteht sofort eine Sehnsucht. Das ist übrigens auch bei
seinem London-Bild (Kat.Nr. 7) so. Das Spannende ist, dass er, obgleich er sehr abstrahiert, genau identifizierbare Orte markiert. Es gibt eine scheinbare Gleichförmigkeit in
seinen Werken, nicht nur was die technische Malmethode betrifft, sondern auch was die Darstellungswelt, die Darstellungsweise dieser unterschiedlichen Städte betrifft.
Trotzdem malt er keinesfalls identische Bilder, sondern genau identifizierbare Werke, die bei genauem Hinschauen ihre jeweilige Unterschiedlichkeit, ihre jeweilige Stimmung,
jeweilige Schönheit, ihre Besonderheit haben. Und für mich ist das so, dass ich das sofort erspüre, in dem Augenblick, in dem ich es sehe. Und bei Julian Opie
(Kat.Nr. 45 & 46) habe ich mich sofort an de Chirico erinnert. Das sind Bühnenarchitekturen, leblose Räume, die zweidimensional daherkommen. Alles ist vollständig
durchkonstruiert, er schafft irreale Orte, obwohl es sich ja um ganz konkrete französische Dörfer handelt, die hier porträtiert werden. Er nimmt ihnen den
südfranzösischen Touristenkitsch und hebt sie in eine neue Dimension.
Li: Es ist erstaunlich, dass die Baukunst, die eine eigene künstlerische Gattung ist, innerhalb der Malerei wiederum zu einer eigenen Gattung wurde - nämlich in Form der
Architekturmalerei. Sie zieht sich durch die Epochen und ist in der modernen und zeitgenössischen Kunst ungebrochen relevant. In der Ausstellung ist Tom Wesselmanns
"House and barn in a distance" (Kat.Nr. 76) zu sehen, bezeichnend daran ist, dass Wesselmann die Hausdarstellung sogar so weit bringt, dass es nicht vordergründig ein
Häuser-Bild ist, sondern er sich das Motiv so sehr zu eigen macht, dass es in erster Linie und unverkennbar ein Wesselmann ist, die Baukunst wird Bildkunst.
Mei: Dennoch bleibt aber klar, das gebaute Haus ist ein gebautes Haus und das Bild vom Haus ist ein Bild vom Haus – "Ceci n’est pas une pipe". Das Spannende daran ist,
dass wir durch die Malerei auf besondere Art und Weise auf die Häuser aufmerksam gemacht werden. Bei Wesselmann ist es das, was er immer wieder macht. Er hat als Pop-Art-Künstler
die unglaubliche Fähigkeit, zu abstrahieren. Und gleichzeitig ist das Konkrete der Ausgangspunkt von allem. Durch das Konkrete, in diesem Fall das Haus, schafft er auch eine
Beheimatung des Bildes. Das Haus hilft dem Bild, einen Ort zu finden, damit das Bild nicht nirgendwo ist. So findet es sich doch immer und immer wieder. Es ist sehr oft zuerst
das Haus, das Interieur, die Straßenansicht, die Kathedrale, das Schloss, von außen oder innen. Oder im Kontext der Landschaftsmalerei die Eiche, der Wald, das
Seestück mit dem Schiff darauf. Das sind alles Häuser, Behausungen im weiteren Sinne, Umhausungen des Menschen. Das Haus steht ja nicht allein, sondern im Kontext.
Beim Wesselmann hier in der Landschaft, die geprägt ist von diesem Grün, einem leichten, duftenden Wiesengrün, dem schweren Waldgrün, dem Himmel, der
ein bisschen leichter und ein bisschen kräftiger daherkommt. Also das ist alles das, wo sich der Mensch versucht, zu behausen.
Li: Die Erweiterung des Hauses hin zu einer Umhausung des Menschen, von der Sie gerade sprechen, lässt mich an die Arbeiten des kolumbianischen Künstlers Mauricio Salcedo
denken. In der Ausstellung zeigen wir seine neue Serie "Semi-detached Architecture" (Kat.Nr. 52 - 67), Miniaturhäuser, die eben genau das sind: eine Umhausung.
Salcedo bezieht sich damit auf die wild gebaute Architektur am Stadtrand seiner Heimatstadt Bogotá, meist sozial schwächere Gegenden, in denen die Menschen ohne
langes Warten auf Baugenehmigungen einfach bauen, auf eigene Faust. Es ist eine Art organisches Wachstum, die Bauten erinnern an einen Bienenstock, der nach und nach
vergrößert wird. Die Familien werden größer und sobald mehr Wohnraum benötigt wird, erweitern die Menschen ihr Haus, ohne Rücksicht auf Regularien
oder Statik. Das birgt eine gewisse Gefahr des Einstürzens, jedoch ist das höchst kreativ, sie vergessen dabei auch nicht die Details, wie ein verziertes
Balkongeländer oder ein ornamental umrandetes Fenster. Obwohl sich diese Art des Bauens über viele Regulatorien hinwegsetzt, ist es bedarfsgerecht und höchst zivilisiert.
Mei: Ich bin mehrfach in Lateinamerika gewesen, habe solche Slums besucht, habe auch Townships in Südafrika gesehen. Ich bin immer wieder berührt und fasziniert
von der Schönheit dieser Orte. Das mag im ersten Augenblick erschreckend klingen. Aber die Menschen, die sich dort beheimaten, denen man übrigens zum Teil sogar
andere Wohnungen angeboten hat, die sie aber nicht annehmen wollen – aus welchen Gründen auch immer – die haben sich einen Ort geschaffen. Was Salcedo
macht, finde ich großartig. Und mich begeistern nicht nur die Plastiken, sondern auch die Graphiken. Alles lebt von dieser Unübersichtlichkeit und der
Fragilität, die seine Werke ausstrahlen. Im ersten Augenblick kommt einem das irgendwie dramatisch vor, arm und heruntergekommen. Aber dann wird einem plötzlich
bewusst: auf einer anderen Ebene ist das auch so wie an jedem anderen Wohnort dieser Welt, auch hier in Köln: überall eine große Fragilität.
Es gibt ja auch hier die große Schwierigkeit, eine Wohnung, ein Haus zu finden und sich irgendwie zu beheimaten. Es ist nicht nur das Problem, dass man keine bezahlbare Wohnung
findet, sondern auch, wie das gehen soll: sich innerlich irgendwo beheimaten. Wenn man so will, sind die Arbeiten von Salcedo ein Sinnbild für das Dasein des Menschen.
Auch in unseren modernen, hochzivilisierten Großstädten.
Li: Wie wird sich mit Blick auf die Zukunft das Thema Haus bei uns verändern? Werden auch wir dieses spontane, kreative Bauen brauchen?
Mei: Es hat ja in der Geschichte immer wieder spannende Ideen für neue Bauepochen gegeben. Spontan fällt mir der "Modulor" von Le Corbusier ein, der sozialistische
Plattenbau oder die Gründerzeitbauten des 19. Jahrhunderts. Das war immer das Bestreben, ein neues, alles revolutionierendes Einheitshaus zu kreieren. Wie häufig hat
man schon versucht, damit die Welt zu retten.
Wir sind heute in einem neuen Augenblick. Niemals zuvor jenseits der nomadischen antiken Zeit waren die Menschen so mobil wie heute. Wenn ich in meine Familie und in meinen
Freundeskreis hineinschaue, sind alle ständig unterwegs. Und dann ist es dennoch immer wieder so ähnlich wie in der Kriminalpsychologie. Der Täter kommt
zurück an den Tatort. Wo er sich einmal niedergelassen hat, beheimatet hat oder längere Zeit gelebt hat. Ich kenne das von mir selbst. Es gibt bestimmte Straßen,
die nicht auf dem direkten Weg zu meinem Elternhaus liegen, die ich aber trotzdem hin und wieder in Erinnerung daran, was ich dort erlebt habe, entlangfahre. Der Mensch ist ein
langsames Tier. Er vergisst nicht. Zwar vergisst er vieles, bedingt durch all diese schnellen Änderungen, Verwandlungen, die den modernen Menschen umgeben, durch die Politik,
durch die sozialen Medien, durch gesellschaftliche Veränderung, durch die großen Krisen: Klima, Finanzen, Krieg, Corona usw.. Doch gerade deshalb vergisst der Mensch nicht,
auf der Suche zu bleiben nach diesem Ort, wo er sich beheimaten kann, und ich glaube, das wird auch so bleiben. Corona hat das noch mal gezeigt, dass das Zuhause ein ganz wichtiger,
neu entdeckter Ort ist. Es bleibt die Suche nach dem Ort, an dem ich bleiben kann. Auch wenn es sich um verschiedene Orte handelt. Das zu etablieren und sich darin zurecht zu finden,
ist nicht einfach. Alles ist und bleibt fragil.
Li: Als wir Sie gefragt haben, ob Sie für unsere Ausstellung sprechen oder schreiben möchten zu dem Thema Haus, Häuser in der Kunst, was war da Ihr erster, spontaner Gedanke?
Mei: Ich habe zuerst an meine Häuser gedacht, also an meine Kirchen. Ich habe davon so viele wunderschöne, unterschiedliche. Allein die zwölf romanischen Kirchen
sind schon so großartige Räume. Das sind Räume, die für mich wie ein Zuhause sind. Und ich kenne viele Menschen, die sich in diesen öffentlichen
Räumen auch beheimaten, regelmäßig hierher kommen, eine Kerze entzünden, ein Gebet da lassen. Wo ist der Ort, wo ich der sein kann, der ich bin?
Das ist doch das Thema, was dahinter liegt. Ein so ein grundlegendes Thema, dass jeder und jede dazu eine Meinung haben kann. Und wenn ich dann an meine Kirchen denke,
die seit Jahrhunderten unglaublich kraftvolle Lebensquellen und Kulturorte sind. Wir haben dieses Geschenk inmitten all unserer Straßen. Und immer wenn ich Menschen
durch unsere Kirchen führe, mache ich die Erfahrung, dass die Menschen innehalten, sie schauen, sie sehen nach oben, sie erleben einen Andersraum und eine Anderswelt,
nach der sie sich eigentlich sehnen. Eine Welt der Stille und der Langsamkeit. Das verwandelt.
Außerdem kommt hinzu, dass die Kirchen auch Stadtmarken sind. Wenn wir an den Kölner Dom denken, wird das sofort offensichtlich. Kein Mensch aus China oder
Arabien würde nach Köln fahren, wenn es den Kölner Dom nicht gäbe (Kat.Nr. 4). Keiner würde nach Sydney fahren, wenn es die Oper nicht gäbe.
Und so könnten wir immer weitermachen. Anders formuliert: Häuser schaffen eine Identität und sind Wegmarken. Aber sie sind vor allen Dingen Atmungsorte,
Andersorte für den Menschen, der diese Orte braucht, um sich selbst neu zu entdecken, sich anders zu erfahren. Das geschieht niemals unabhängig vom Ort,
davon bin ich überzeugt. Es sind immer die Orte, die Häuser, die zur inneren Verwandlung führen.
Li: Lieber Herr Meiering, vielen Dank für das Gespräch, vielen Dank für Ihre Gedanken zu unserem Thema "Häuser". Es hat sich gezeigt, wie vielschichtig
und bewegend dieses Thema ist und es wurde offensichtlich, dass und warum das "Haus" ein so relevantes künstlerisches Motiv ist. All das kann nun in der Ausstellung
und im Katalog mit eigenen Augen entdeckt werden.
Interview Domkapitular Dr. Dominik Meiering mit Dr. Antonia Talmann-Lindner, Galerie Boisserée zur Ausstellung "HÄUSER – HOUSES", Galerie Boisserée
(Aufgezeichnet am 19.05.2022, Transkribiert am 19.05.2022, Überarbeitetes Transkript vom 07.06.2022)